Jetzt möchte ich mal über eine schmerzhaftere Phase an der Börse sprechen…
Der Zeitraum vom 16.02.2021 – 08.03.2021 war für mich der persönliche Black Friday, der sich über mehrere Tage hinzog. Einer der Gründe war eine Korrektur im Technologiesektor.
Was geschah in dieser Zeit?
Börse und Mode
Um das näher schildern zu können muss ich erstmal einen, im ersten Moment merkwürdig erscheinenden, Vergleich anstellen. Die Börse ähnelt in einer Hinsicht der Modeindustrie und zwar gibt es nahezu immer einen Trend.
Trends ändern sich jedoch öfter mal und wenn man das nicht rechtzeitig erkennt kann es schnell teuer werden.
Mein Börseneinstieg war von einem starken Bullenmarkt geprägt. Die Preise schossen in die Höhe und man konnte mit vielen Werten gute Profite erzielen. Ich persönlich bin ein absoluter Fan von Technologie jeglicher Art und habe zudem großes Potential in erneuerbaren Energien gesehen. Entsprechend war mein Depot sehr stark auf diese beiden Sektoren ausgelegt.
Werte wie Plug Power, der Global Clean Energy ETF und Technologieaktien á la PayPal, Square, Digital Turbine, C3.AI waren in meinem Portfolio vertreten und entsprechend stark gewichtet. Die Gewichtung untereinander war ausgeglichen, aber ich habe diese Sektoren aufgrund der Gier und der hohen Rendite massiv übergewichtet.
Bis dato gab mir der Erfolg recht. Innerhalb von 1,5 Monaten konnte ich mein Depotwert um 25% erhöhen, was in Anbetracht der kurzen Zeit phänomenal war.
Die Korrektur
Diese Kursrallye konnte natürlich nicht ewig weitergehen und so kam das unausweichliche:
Innerhalb weniger Tage fand eine starke Korrektur und eine sogenannte Sektorrotation statt. Die Korrektur betraf fast den gesamten Markt, jedoch korrigierten die stark gestiegenen Technologiewerte deutlich mehr als andere Aktien und somit brach der Wert meines Depots ein.
Eine derartige Korrektur ist grundsätzlich gesund für das weitere Gesamtwachstum des Marktes.
Viele Aktien haben sich nach wenigen Tagen wieder stabilisiert, aber die Achterbahnfahrt „meines“ Sektors ging weiter. Parallel zur Korrektur erfolgte die angesprochen Sektorrotation weg von den hochvolatilen Tech Stocks (Growth Aktien) hin zu Value Aktien, die vom Kurs her oft angemessener und fairer bewertet sind.
Ich musste jeden Tag zusehen wie meine Gewinne von dieser Korrektur im Technologiesektor aufgefressen wurden, stets in der Hoffnung, dass die Kurse doch bald wieder steigen würden. Ich wurde immer wieder aufs Neue enttäuscht und so langsam war ich davon wirklich genervt. Es hätte mich vermutlich nicht so stark getroffen, wenn ich früher in den Markt eingestiegen wäre. Dann hätte ich womöglich bereits 50% Plus gemacht und die folgenden 20% Minus besser verkraftet, weil man ja immer noch ordentlich in der Gewinnzone ist.
Leider war dies nicht der Fall und ich habe meinen kompletten Gewinn wieder verloren. Am 08.03.2021 traf ich dann die Entscheidung alle meine Technologiewerte zu verkaufen. Das war eine rein emotionale Entscheidung, die ich fernab jeglicher anderer Entscheidungsparameter traf. Ich hatte den Glauben an „meine“ Unternehmen verloren.
Zu meinem Unglück musste ich feststellen, dass sich anschließend der Markt leicht stabilisierte und sich einige meiner mittlerweile verkauften Werte erholten.
Klassischer Anfängerfehler… Emotionales Handeln.
NIU Technolgies - Ein beispiel von vielen
Chart von NIU Technologies. Quelle: onvista
Wenn man sich beispielsweise den Verlauf der Aktie von NIU Technologies anschaut sieht man genau was ich meine.
Der erste Pfeil ganz links war mein ursprünglicher Kaufpreis der Aktie. Ich hatte mich mit dem Unternehmen beschäftigt, mir die Geschäftszahlen angesehen und auch die Produkte für gut befunden. Anschließend stieg die Aktie auch sehr schnell stark an. Beim tiefsten Punkt der Korrektur verkaufte ich die Aktie (zweiter Pfeil).
Mit großer Verärgerung verfolgte ich den weiteren Kursverlauf, da dieser bereits am Tag nach meinem Verkauf wieder stieg.
Mit meiner ursprünglichen Firmenbewertung kam ich zu dem Entschluss diese wieder in mein Portfolio zu legen, weil ich davon einfach überzeugt bin. Mein neuer Einkaufspreis liegt natürlich höher als mein alter Einstiegskurs.
Letztlich habe ich da viel Geld versemmelt, aber es handelt sich dabei um Lehrgeld. Diesen Fehler mache ich hoffentlich so schnell nicht wieder.
Ergebnis und Lehre
Der Markt belehrte mich, dass Erfolg und Misserfolg oft sehr nah bei einander liegen. Außerdem ist es höchst riskant einzelne Sektoren mit einer starken Übergewichtung zu versehen.
Manche meiner damaligen Werte liegen mittlerweile wieder in meinem Depot, aber generell habe ich mein Depot deutlich umstrukturiert und meine Anlagestrategie überarbeitet. Es sind vermeintlich langweiligere Titel wie Johnson & Johnson, aber Hochdividendenaktien wie Altria oder British American Tobacco im Depot gelandet. Letztlich merke ich seitdem, dass mein Depot nicht mehr so schnell anwächst, an Krisentagen aber auch weniger an Wert verliert. Für mich ist es so entspannter den täglichen Blick ins Depot zu wagen und man schläft gleich viel besser! Eine weitere Korrektur im Technologiesektor würde ich nun wohl als Nachkaufchance nutzen.